Familienfreundliches Drehen Pro Quote Film

Was kann Filmschaffenden mit Kindern oder familiären Pflegeaufgaben helfen, weiter in der Filmbranche zu arbeiten?

Geld

Über Geld spricht man nicht. Familien sind Privatsache gesellschaftsrelevant.

Ohne Geld beziehungsweise eine Umverteilung sind viele der hier gemachten Vorschläge nicht umsetzbar. Ganz ohne Geld kann es keine vereinbarkeitsunterstützenden Maßnahmen geben.

Das kann sich die Filmbranche nicht mehr leisten, wenn sie sich verändern möchte und eine vielfältige, inklusive Branche sein will, zu der Frauen, Eltern, Filmschaffende mit Pflegeverpflichtungen ganz selbstverständlich und nicht nur als Randerscheinung gehören.

  • Kinderbetreuungskosten prophylaktisch im Finanzierungsplan

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    „Kinderbetreuungskosten“ sollten möglichst vorsorglich in jeden Finanzierungsplan, in jeden Förderantrag aufgenommen werden, in angemessener Höhe. Kinderbetreuungskosten sind förderbare Posten.
    So wird verhindert, dass es zu Problemen kommt, wenn im Anschluss an die Zusammenstellung des Teams nach Kinderbetreuung am Set oder Zuschüssen gefragt wird. Und es wird auch verhindert, dass sich Eltern nicht trauen, das Thema überhaupt anzusprechen. Denn Produzent:innen die automatisch Kinderbetreuungskosten einplanen haben wahrscheinlich den Anspruch, möglichst familienfreundlich zu arbeiten, und das werden sie auch kommunizieren.

    Sollten in einer Produktion keine Eltern mit kleinen Kindern arbeiten oder sie die Betreuung so geregelt haben, dass die Kosten individuell tragbar sind, dann kann der Posten immer noch umgewidmet werden.

    siehe auch Tipps für Produzent:innen.

  • Zuschuss zu Betreuungskosten

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    Wie im Vorschlag „Kinderbetreuungskosten prophylaktisch im Finanzierungsplan“ bereits erläutert sind Kinderbetreuungskosten förderbare Ausgaben.
    Neben der Organisation von Kinderbetreuung beispielsweise am Drehort (siehe auch Kinder) kann eine Produktion auch individuelle Kinderbetreuung bezuschussen. Beispielsweise wenn für die Zeit vor und nach der Kita oder Schule aufgrund der Drehzeiten eine zusätzliche Betreuung bezahlt werden muss. Oder wenn ein Großelternteil für die Drehdauer als Babysitter voluntiert, und zumindest die Anreisekosten erstattet bekommen sollte.
    Auch diese Möglichkeit sollte frühzeitig nach Vertragsabschluss von der Produktion kommuniziert werden, siehe auch Tipps für Produzent:innen.

  • Qualifikation für Gageneinstufung bzw. Honorare überdenken

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    Ein lückenloser Lebenslauf ist vielleicht wünschenswert, aber (nicht nur) in der Film selten machbar. Es liegt nicht immer im eigenen Einflussbereich, ob auf ein Projekt direkt das nächste oder doch eher eine Durststrecke folgt. Und selbst das liegt nicht am eigenen Können und Bemühen, – es kann auch schlicht sein, dass eine Produktion verschoben wird, und dann ist es auf einmal zu kurzfristig, um für die neue freie Zeit ein anderes Projekt zu finden.
    Da unsere Gesellschaft leider weiterhin mehr auf steigende Produktivität als auf Fürsorge setzt wird letztere und mit ihr verbundene Lücken im Lebenslauf ebenso leider oft schlecht angesehen. Das muss sich ändern. Denn in der Familienzeit, in einer Elternpause, dem Pflegen von Angehörigen, der Sterbebegleitung eines geliebten Menschen steckt so viel Kraft, Liebe, Ausdauer und Arbeit, werden so viele Eigenschaften trainiert und entwickelt, dass weniger von Lücke als von wertvoller Zusatzqualifizierung gesprochen werden sollte. Und die sollte nicht zu niedrigeren Gagen oder Honoraren führen.

  • Gagentransparenz

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    Transparente Gehälter innerhalb einer Produktion. Nur so können Ungerechtigkeiten wie ein Gender Pay Gap abgebaut bzw. verhindert werden. Es darf nicht am Geschlecht liegen, wie viel Filmschaffende verdienen. Und am Verhandlungsgeschick schon gar nicht.

  • Equal Pay

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    Der Gender Pay Gap, die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, ist in der Filmbranche besonders hoch. Das liegt an verschiedenen Dingen, u.a. auch an den in der Filmbranche schlechter bezahlten Frauen- (Garderobe, Maske) und besser bezahlten Männerberufen (Kamera). Und daran, dass z.B. Regisseurinnen, Autorinnen, Kamerfrauen, Editorinnen seltener für höchstbudgetierte Produktionen gebucht werden.

    Außerhalb wie innerhalb der Filmbranche stecken viele Frauen zugunsten ihrer in Vollzeit in oder außerhalb der Branche arbeitenden Partner beruflich zurück, wenn ein Kind da ist oder ein/e Angehörige/r zu pflegen ist. So sinkt ihr Verdienst noch stärker. Mit allen negativen Folgen für die Rente oder wenn sie nach einer Trennung alleinerziehend sind oder bei den Schritt zurück in die Vollzeit auf altem Niveau.

    Wenn Filmfrauen so viel verdienen wie ihre Kollegen können sie auch eher eine Vereinbarung von Filmberuf und Familie leisten.

  • Schauspiel: Status Pay Gap abbauen

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    Zu Zeit verdienen die Hauptrollen sehr sehr viel und die (kleinen) Nebenrollen wenig bis sehr wenig. Das liegt zum einen daran, dass es immer noch Sondergagen gibt (sprich: Gagen die unter den für den/die Schauspieler:in üblichen Gagen liegt, ausnahmsweise). Und daran, dass durch die Verkürzung der Drehzeiträume in den letzten 10-15 Jahren die kleinen Rollen zwar nicht kleiner geworden sind, aber oft an noch weniger Drehtagen arbeiten müssen. Gleichzeitig sollen die Angefragten für die kleinen Rollen möglichst keine Sperrzeiten im DZR anmelden (weil das schon die Hauptdarsteller:innen tun, was die Drehplanerstellung deutlich erschwert). Im Klartext heißt das: In vier Wochen fallen vielleicht nur ein oder zwei bezahlte Arbeitstage in einer Produktion an, und die anderen Tage sind für die Produktion freigehalten, sprich: keine anderen Drehs. Die Hauptrollen stehen im selben Zeitraum in der selben Produktion vielleicht 15 Tage vor der Kamera, und womöglich noch weitere 5 Tage in einer anderen Produktion. Und das alles für eine deutlich höhere Tagesgage als die ,Kleinen‘. So dass in der Summe nicht selten eine deutlich höhere Gage als für die Regie (die aber für 3 Monate bezahlt wird) rauskommt.
    Schauspieler:innen arbeiten im Team, als Ensemble, sie sind Kolleg:innen, die aufeinander angewiesen sind. der Status Pay Gap ist nicht mehr zeitgemäß.

    Gerade die Rollen mit wenigen Drehtagen sind für Vereinbarkeit bzw. Wiedereinstieg in die Branche gut geeignet. Weil es leichter ist, für nur einzelne Tage eine Betreuungslösung für das Kind und eine Ersatzpflege für die Angehörigen zu finden. Nur sollte nicht die ganze Gage in diesen Vertretungslösungen aufgehen.

    siehe auch Tipps für Eltern und Pflegende in der Filmbranche.

  • Schauspielgagensystem verändern

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    Mutig sein, und neue Modelle ausprobieren. Statt einem (im übertragenen Sinn) „die Reichen müssen noch reicher werden“ solidarisch denken.
    Statt die Tagesgagen der großen und kleinen Rollen mit der Anzahl der Drehtage zu multiplizieren in Pauschalen und z.B. in Wochengagen denken. Gesamtgagenobergrenzen einführen für Produktionen mit öffentlicher Förderung oder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
    Wochengagen auch bei nur einzelnen Drehtagen sind gerechter, denn selbst nur ein Drehtag bedeutet mehrere Tage Arbeit, Vorbereitung auf die Figur, aber auch Proben, Masken- und Kostümproben usw. Dazu kommt die gesperrte / freigehaltene Zeit, an der kein anderes Geld verdient werden kann. Also wäre es nur fair und sinnvoll, die kleineren und größeren Nebenrollen für eine oder zwei Wochen sozialversichert zu beschäftigen, und die Hauptrollen über den gesamten DZR.

    Es gilt wie beim Status Pay Gap:
    Gerade die Rollen mit wenigen Drehtagen sind für Vereinbarkeit bzw. Wiedereinstieg in die Branche gut geeignet. Weil es leichter ist, für nur einzelne Tage eine Betreuungslösung für das Kind und eine Ersatzpflege für die Angehörigen zu finden. Nur sollte nicht die ganze Gage in diesen Vertretungslösungen aufgehen.

    siehe auch Tipps für Eltern und Pflegende in der Filmbranche.

  • Angemessene Bezahlung von Regisseur:innen

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    Realistische Vorbereitungszeiten für Projekte zugrunde legen. Alle Arbeitszeit sollte bezahlt werden, auch Vorgespräche, Kostüm- und Schauspielproben, PR-Termine für Produktionen.

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