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Sylvia Grave: Drei statt Zwei in der Maske

Sylvia Grave, Maskenbildnerin und Mutter zweier Söhne (9 und 4 Jahre alt), hat bereits Erfahrung mit neuen Arbeitszeitmodellen, die irgendwo im Übergangsbereich von Teilzeitarbeit, Geteilten Jobs und Gewerkensembles zu finden sind.

Sie berichtet:

Die letzten Jahre hat das bei Serien sehr gut geklappt mit dem Jobsharing. Ich hatte eine Anfrage bekommen, das Projekt angenommen und dann nach den ersten Treffen die Produktionsleitung davon überzeugt, die geplanten zwei Maskenbildnerinnen zu erweitern, so dass wir zwei Maskenbildnerinnen in Teilzeit (35 h) und eine in Vollzeit (50 h) waren. Dieses System würde ich tatsächlich nur mit meinen Freunden / Komplizen machen und das sind oft dieselben Kolleginnen. Natürlich auch Mamas, denn gerade da sollte man sich gegenseitig unter die Arme greifen.

Manche Produktionsfirmen waren skeptisch wie das gehen kann, was mich noch mehr angespornt hat, dass alles klappt.

In der Praxis sah das wie folgt aus; die Fittings der SchauspielerInnen haben wir direkt zu zweit übernommen. Eine macht Haare, eine macht Make-up. Und dann auch gern noch anders herum. Dann wurde die SchauspielerInnen-Tasche gepackt und natürlich bei „Good Notes“ vermerkt für was sich entschieden wurde. Generell ist Good Notes eine super Notizen- und Anschluss-App, die mit allen eingeladenen KollegInnen permanent geteilt und synchronisiert werden kann, was bei der Arbeit mit Jobsharing so wichtig ist.

Mittags gab es oft den Schichtwechsel, was sehr praktisch ist, denn nach der Mittagspause gibt es ja sowieso ein Touch-up der Darsteller:innen. Manchmal starteten wir morgens auch gleich zu dritt, wenn es viele SchauspielerInnen im ersten Bild gab.

Die Tagesgage wurde runter gerechnet auf 7 h (35 h pro Woche) und im Vertrag vermerkt, dass es bis 50 h keine Überstundenzuschläge gab, sondern erst ab der 51. Stunde (wie bei der Vollzeit-Kollegin).

Boxrental gab es für alle drei Kolleginnen gleich viel pro Tag und wurde auf die Lohnsteuer mit drauf gezahlt, dadurch erhöhte sich wiederum die Tagesgage, was sich gut auf die Abrechnung beim ALG 1 auswirkt. 

Und die Vereinbarung mit der anderen Kollegin war auch so, dass wenn jemand krank war (oder die Kinder), die andere dann Vollzeit arbeitet. Das hat super funktioniert und alle waren glücklich.

Syliva (Foto Tina Gürtler) hat bereits drei Mal in dem beschriebenen Modell mit zwei Kolleginnen gearbeitet:

  • 9 TAGE WACH, Gaumont für Pro 7. Fernsehfilm 2019. 104 min. 3 Maskenbildnerinnen, 2 Zusatzmasken, 1 Perückenmacherin.
  • DAS NETZ – SPIEL AM ABGRUND. Serie 2021. 8 Folgen. Sommerhaus Serien GmbH. 3 Maskenbildnerinnen, 8 Zusatzmasken.
  • TENDER HEARTS. Serie 2022. 8 Folgen. Odeon Fiction GmbH. 3 Maskenbildnerinnen, 8 Zusatzmasken, 1 Maskenassistenz.

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